HERZOGENAURACH 是说Natooke和Ines Brunn
This article published by HERZOGENAURACH features Natooke shop and Ines concept of life.
VON JEANETTE SEITZ
„There are nine million bycicles in Beijing“,singt Katie Melua in ihrem größten Hit. Aber wenn es doch schon neun Millionen Fahrräder auf Pekings Straßen gibt, wie um alles in der Welt kam die Falkendorferin Ines Brunn dann auf die Idee, dort gerade einen Fahrrad-Laden zu eröffnen? Die Geschichte einer spannenden Selbstverwirklichung.
FALKENDORF — Die zierliche Frau trägt eine blaue chinesische Jacke, lächelt viel und ihre Augen beginnen zu leuchten, sobald sie von „Natooke“ — so der Name ihres Fahrrad- Geschäftes in Peking — spricht. Die 36-jährige Ines Brunn aus Falkendorf hat es innerhalb von drei Jahren geschafft, aus ihrem Fahrradladen — einem von zahllosen in Peking — ein florierendes Geschäft zu machen. Sie setzt auf das Außergewöhnliche, das Besondere. Bei ihr ist jedes Rad ein Unikat, zusammengestellt ganz nach den Wünschen der Kunden. Und das ist es, was sie bei „Natooke“ schätzen. Bei Ines Brunn gibt es so genannte Fixies (Fixed-Gear-Bikes), also Fahrräder mit nur einer starren Nabe, d.h. ohne Gangschaltung. Jeder Tritt auf die Pedale wird direct umgesetzt, man kann also auch rückwärts fahren. Der große Vorteil der Fixies ist, dass sie robust sind und selten repariert werden müssen, außerdem sind sie wegen der simplen Bauweise auch sehr leicht. Das kommt vor allem bei den jungen Chinesen an. „Vor fünf Jahren hätte ich mir das alles noch nicht erträumen lassen“, sagt Ines Brunn lachend. Und dann erzählt sie. Aufgewachsen ist Ines Brunn zunächst in den USA, als sie neun Jahre alt war, zog sie mit ihren Eltern nach Falkendorf; dort lebt die Familie Brunn heute noch. Freilich ohne Ines, die aber regelmäßig zu Besuch kommt. Nach dem Abitur studierte Ines Brunn in Erlangen Physik und arbeitete danach im technischen Marketing in der Telekom-Branche. Ihr eigener Vorschlag war es, dass die Firma sie als „Market Manager Asien/Pazifik“ dorthin entsenden sollte und ab dem Jahr 2004 schließlich betreute sie tatsächlich vor Ort das Hauptbüro in Peking. Soweit zu ihrem Weg nach China. Doch was hat es mit der Fahrrad- Leidenschaft auf sich? Sportlich war Ines Brunn schon immer. Angefangen beim Turmspringen und über das leistungsmäßige Kunstturnen kam sie in Herzogenaurach mit dem Kunstradfahren in Berührung. Und wusste sofort: „Das will ich machen.“ 1989 fing sie bei der Solidarität Herzogenaurach damit an. Und ist der Sportart bis heute true geblieben. Allerdings in einer etwas veränderten Form. „Das Kunstradfahren an sich ist eine sehr starre Sportart mit vielen Regeln und wenig Gestaltungsspielraum. Kurioserweise lautet zum Beispiel die erste Regel ,Alles Künstlerische ist verboten‘“, erzählt Ines Brunn. Deshalb würde die technisch sehr anspruchsvolle Sportart auch kaum Zuschauer anlocken. „Also habe ich mir eine Show mit Musik und Kostüm überlegt und das als Überraschung vorgeführt. Ich wollte nur mal zeigen, wie es auch anders geht.“ Mit durchschlagendem Erfolg: Von da an wurde die junge Frau für Auftritte gebucht, ist schon im Hansatheater in Hamburg, in Japan, in den USA etc. aufgetreten — das macht sie bis heute. Nun sind ja auch Kunsträder mit einer starren Nabe ausgestattet, wie die Fixies auch. Kein Neuland also für Ines Brunn, die das Fahrgefühl mit diesen Rädern sehr schätzt. „Man hat viel mehr Kontrolle über das Rad, es ist mit einem verbunden. Im Verkehr kann man mit den Beinen direkt die Geschwindigkeit bestimmen.“ In China suchte sie deshalb zunächst Gleichgesinnte und gründete 2007 eine „Fixed-Gear-Gruppe“. Bis 2008 waren neben einem Italiener immerhin auch fünf Chinesen Mitglieder. Doch Ines Brunn war das zu wenig. Was sie nämlich eigentlich wollte, war, die Chinesen in Peking wieder mehr zum Fahrradfahren zu motivieren. „Denn das hat in den vergangenen Jahren drastisch abgenommen, tolle Fahrradwege wurden verkleinerto der abgeschafft.“ De Grund? „Das Rad steht für die alte Zeit, aber die Chinesen wollen modern werden und wer es sich leisten kann, fährt heute Motorroller oder Auto.“ Diese Entwicklung mitzubekommen, sei für sie „Herz zerbrechend“ gewesen, erzählt Ines Brunn. „Wenn du mehr Leute in deiner Fixies-Gruppe haben willst, must du einen Laden aufmachen“, riet ihr schließlich ein Bekannter. Erst hielt Ines Brunn das für absurd, „aber dann dachte ich, dass das eine gute Idee ist“. Also kündigte sie ihren Job, mietete eine 60 Quadratmeter große Ladenfläche
in der Wudaoying-Gasse im Nordosten Pekings in der Nähe des touristisch interessanten Lama-Tempels, füllte Formulare aus und wartete, bis acht Monate später die Business-Lizenz auf dem Tisch lag. Was noch fehlte, war ein Name für den Laden. Freunde aus Uganda brachten aus Spaß ihr Nationalgericht Natooke (gekochte grüne Bananen) ins Spiel. Und mit einer leichten Abwandlung — ein N statt des M am Anfang — „und weil die beiden Os wie Räder aussehen und mit dem ,grün‘ auch der Umweltgedanke hineinspielt“, war der Name „Natooke“ geboren. Die Einzelteile für die Fixies (Rahmen, Lenker, Sattel etc.) bezieht Ines Brunn von verschiedenen Firmen — und das in allen Farben des Regenbogens. „Die Chinesen lieben es bunt“, sagt sie schmunzelnd. Jeder Kunde kann die Einzelteile kombinieren, wie er möchte; deshalb ist jedes Rad ein Einzelstück. Zusammengebaut wird es direkt im Laden. Anfangs hat das Ines Brunn selbst gemacht, doch das Geschäft lief so gut, dass sie inzwischen noch einmal 145 Quadratmeter für Büro und Werkstatt angemietet hat und acht Vollzeit- sowie fünf Teilzeitkräfte beschäftigt. Und auch nach außen hin zeigen sich Erfolge: Die neu gegründete Gruppe „Smarter than cars“ hat Zulauf, die Fixies mausern sich zum coolen Fashion-Accessoire und seit etwa eineinhalb Jahren promotet auch Peking im Bemühen um CO2-Reduzierung wieder das Fahrradfahren und verbessert das Radwegenetz. „Die Chinesen sind optimistisch und leicht zu begeistern — und das zu sehen, macht auch mir Freude“, sagt Ines Brunn. Sie scheint in ihrem Leben angekommen zu sein.